objekte / installationen

BRUNNEN-SCHOß-KOMPLEX

Der Brunnen-Schoß-Komplex besteht wie alle meine Installationen aus Objekten, die auch für sich alleine stehen können. Die Fototapete an der Wand zeigt eine digital erstellte Collage bestehend aus zwei Fotografien. Zum einen die Sicht in einen Brunnen, in welchen sich unten der Himmel spiegelt. Darüber, beziehungsweise dort hinein ist ein Frauenakt projiziert. Der Akt ist ein Selbstportrait, erstellt mit der Fotofunktion an meinem Laptop.

Das Objekt vorne besteht aus einem Plastikgefäß auf drei Stahlbeinen. Es ist gefüllt mit einem durchsichtigen netzartigen Stoff (Moskitonetz) der kreisförmig angeordnet ist. Der Stoff wird im Gefäß gehalten von einem Stein. Auf diesem Stein liegt das Gebetbuch meiner Großmutter.

Dieses Buch wurde von meiner Großmutter ihr ganzes Leben lang benutzt. Mit den Jahren ist es brüchig geworden, fettig und porös. Sie hat es geklebt und sogar zusammengenäht. Dieser Gegenstand ist einmalig und erzählt von einer Frau, die sich so mit einem Gegenstand verbunden hat, dass dieser wie ein Teil von ihr wurde. Das Buch liegt auf einem großen Stein. Außerdem befinden sich noch getrocknete Rosen, Kugeln aus meinen Haaren und zwei  dauerhaft brennende Lichterketten in dem Gefäß.

Über den Rand des Gefäßes sind gedruckte Bilder angeordnet. Ich habe diese Bilder vor vielen Jahren auf einem Speicher gefunden, zusammengeklebt und porös. Ich sammle Gegenstände, die mich aus irgendwelchen Gründen berühren und ansprechen. Irgendwann kommt der Tag wo sie dann Bestandteil eines Kunstwerkes werden. Technisch ausgedrückt warten sie auf ihren Einsatz. Poetisch gesehen werden sie in einem Kunstwerk neu geboren. Gleiches gilt für die beiden Holzstücke, die so auf dem Rand angeordnet sind, dass das Bild einer Vagina entsteht.

Im Brunnen-Schoß-Komplex geht es um meine Herkunft und um den weiblichen Körper durch den wir alle in die Welt kommen. Es geht um das Mysterium der Geburt.

Die, von einem Wasserschaden fast zerstörten Bilder zeigen verschiedene Madonnendarstellungen. Mutter Maria, die weibliche Gottheit. Es ist, wie oft in meiner Kunst auch eine Auseinandersetzung mit dem Christentum. In der christlichen Kultur ist das Kreuz, das Sterben und die Auferstehung im Jenseits zentraler Ankerpunkt.

Im Zentrum des BRUNNEN-SCHOß-KOMPLEX steht der Schoß, das Geborenwerden und das lustvolle Hiersein.
DIE HARFE DER FRAU AUS MAGDALA

An der Wand lehnt ein Ast, davor steht ein Tisch mit geöffneter Schublade. Auf dem Tisch liegt ein Kissen. Das Kissen dient als eine Art Bilderrahmen für ein S/W Selbstpotrait. Um die Fotografie befindet sich ein schwarzer aus Wolle gehäkelter Rahmen von dem aus lange ebenfalls gehäkelte Fäden gehen. Diese winden sich um den Ast und wieder nach vorne über die geöffnete Schublade bis auf den Boden. In der Schublade befindet sich ein weiteres transparentes  S/W Selbstportrait. Die Schublade hat einen durchsichtigen Boden aus Plexiglas.

Die Frau  aus Magdala ist Maria Magdalena, die Gefährtin Jesus Christus. Von ihr ist ein Evangelium überliefert. Es ist in Fragmenten vorhanden und gehört zu den Apogryphen, das sind Evangelien die nicht in der Bibel stehen. Inhaltlich unterscheidet es sich sehr von den bekannten Evangelien. Geradezu revolutionär ist, die Aussage von Jesus, den sie Meister nennt, dass es keine Sünde, also keine Erbsünde gibt.

Maria aus Magdala spielt auf der Harfe leise ein Lied von der Liebe.

Inspiration zu diesem Kunstwerk ist das Theaterstück ”Die Hamletmaschine" von Heiner Müller, speziell der zweite Auftritt der Ophelia ganz zum Schluss.
WILDHARREND / IN DER FURCHTBAREN RÜSTUNG / JAHRTAUSENDE
Tiefsee. Ophelia im Rollstuhl. Frische Trümmer Leichen und Leichenteile treiben vorbei.
Ophelia während zwei Männer im Arztkittel sie und den Rollstuhl von unten nach oben in Mullbinden schnüren:
Hier spricht Elektra. Im Herzen der Finsternis. Unter der Sonne der Folter. An die Metropolen der Welt. Im Namen der Opfer. Ich stoße allen Samen aus, den ich empfangen habe. Ich
verwandle die Milch meiner Brüste in tödliches Gift. Ich nehme die Welt zurück, die ich geboren habe. Ich ersticke die Welt, die ich geboren habe, zwischen meinen Schenkeln. Ich begrabe sie in meiner Scham. Nieder mit dem Glück der Unterwerfung. Es lebe der Haß, die Verachtung, der Aufstand, der Tod. Wenn sie mit Fleischermessern durch eure Schlafzimmer geht, werdet ihr die Wahrheit wissen.
Männer ab. Ophelia bleibt auf der Bühne, reglos in der weißen Verpackung.
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